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Bern, Januar 2020 – Das Wort Nachhaltigkeit ist zurzeit in aller Munde. Zu Recht wird auch von der LiveCom-Branche erwartet möglichst nachhaltige Events zu konzipieren. Doch was macht einen nachhaltigen Event eigentlich aus? Wo liegt das grösste Potential? Im Hinblick auf die bevorstehende EXPO EVENT Academy zum Thema „Nachhaltiges Eventmanagement“ haben wir unserem Referenten, Rolf Schwery, Executive Director von SchweryCade, diese und weitere Fragen zum wichtigen Thema der Nachhaltigkeit gestellt.
Herr Schwery, was für Auswirkungen haben Veranstaltungen auf das Klima?
Alle Veranstaltungen haben eins gemeinsam: Sie bringen Menschen an Events zusammen. Solche Zusammenkünfte wirken sich unweigerlich auf die Umwelt aus, sei es durch die Art und Weise wie die Gäste anreisen oder durch den Gebrauch von Wegwerf-Utensilien vor Ort, etc.
Sind die Kosten eines nachhaltigen Events höher? Und falls ja, lohnt es sich für die Veranstalter trotzdem? Und warum?
Es kommt auf den Blickwinkel an. Grundsätzlich sind nachhaltige Events auf den ersten Blick teurer, ja. Das hat insbesondere damit zu tun, dass der Event im Ganzen professioneller aufgestellt ist. Nachhaltigkeit bedingt automatisch mehr Ressourcen, mehr Vorbereitung und Planung sowie mehr Engagement in Bezug auf das Abfall-, Energie- und Sicherheits-Management. Das kostet natürlich. Wenn man den Benefit vom Event jedoch mittel- oder langfristig betrachtet, rechnet sich dieser Mehraufwand. Ein nachhaltiger, professioneller Event bedeutet nämlich auch einen direkten Mehrwert für Sponsoren, Investoren und natürlich ebenso für die Teilnehmenden.
Was sind die häufigsten «Umweltsünden» an Events?
Wie bereits angetönt, sind die offensichtlichen und grössten «Umweltsünder» der Transport sowie der Abfall. Diesen beiden Faktoren entgegenzuwirken ist nicht ganz einfach, aber durchaus möglich. In Bezug auf den Transport bedingt dies eine bedachte Auswahl der Location, mit möglichst gutem Anschluss an das öffentliche Verkehrsnetz sowie einer Sensibilisierung der Event-Besucher, allenfalls mit einem zu schaffenden Anreiz, den ÖV zu benutzen. Ausserdem ist eine solide Zeitplanung ebenfalls nicht zu unterschätzen. Wer möchte schon mit dem ÖV anreisen, wenn man dafür das Fussballstadion zehn Minuten vor Schluss verlassen muss, um noch den letzten Zug zu erwischen?
Die Ausrede, dass eine gezielte Abfalltrennung an einem Event nicht möglich ist, zählt nicht. Häufig liegt die Ursache beim fehlenden Engagement des Organisators. Beim «Umweltsünder» Abfall kann mit einer gut organisierten Abfalltrennung viel erreichen. Das bedingt jedoch ein durchdachtes Abfall-Konzept, eine klare Signalisation, praktische Behälter sowie Helfer, die vor Ort beispielsweise die Festivalbesucher auf dieses Thema aufmerksam machen.
In welchen Bereichen sehen Sie das grösste Potential, um Events nachhaltiger zu machen?
Bei dieser Frage muss ich kurz ausholen. Beim nachhaltigen Event denkt man als erstes gleich an den ökologischen Aspekt, den ökologischen Fussabdruck, den der Event hinterlässt. Allerdings gibt es viel mehr Elemente, die eine Veranstaltung nachhaltig machen. Man spricht von einem nachhaltigen Event, wenn er einen anhaltenden positiven Eindruck bei allen Beteiligten und Betroffenen (Personal, Sponsoren, Besucher, Anwohner etc.) hinterlässt.
Somit haben auch soziale und wirtschaftliche Faktoren einen massgeblichen Einfluss darauf, ob ein Event nachhaltig ist oder nicht. Von sozialer Nachhaltigkeit spricht man, wenn man ein positives Erlebnis schaffen konnte, dass den Besuchern sowie auch den Ansässigen einen Mehrwert geschaffen hat und in guter Erinnerung bleibt – das kulturelle Erbe, wie man so schön sagt. Hier sind zum Beispiel Side-Events, neben der eigentlichen Hauptveranstaltung, welche für die Öffentlichkeit zugänglich und erlebbar sind, stets ein gutes Mittel, das Zielpublikum und die Nutzniesserschaft zu erweitern.
Die wirtschaftliche Nachhaltigkeit misst zum Beispiel, wie die lokalen Betriebe und Zulieferer berücksichtigt wurden. Ein solches Vorgehen schafft einen massiven Mehrwert für die Region und trägt dazu bei, dass ein Event an einen Ort und dessen Umfeld gebunden und von diesen Leuten auch gelebt wird.
Wo liegt die Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern?
Im internationalen Vergleich kann sich die Schweiz nicht gerade als Vorreiter der Nachhaltigkeit profilieren. Das liegt zum einen sicherlich auch daran, dass sich die Regelungen von Kanton zu Kanton unterscheiden. Im EU-Raum gibt es vermehrt klare Voraussetzungen, die ein Veranstalter betreffend Nachhaltigkeit erfüllen muss. Dabei orientiert man sich auch stark an den internationalen Richtlinien von der Global Reporting Initiative (GRI) und Standards wie ISO20121. Diese sind aber bislang in der Schweiz noch nicht verankert, obwohl die Schweiz nach der Euro 2008 Mit-Initiator war zur Entwicklung von internationalen Richtlinien. Während dem die EU also beispielsweise an einem umfassenden Plastikverbot arbeitet und Nägel mit Köpfen machen will, schaut die Schweiz eher verhalten zu. Hier besteht sicherlich Handlungsbedarf.
Gibt es Punkte, die erfüllt sein müssen, um von einem nachhaltigen Event sprechen zu dürfen?
Es gibt keine stickte Linie zwischen einem nachhaltigen und einem nicht nachhaltigen Event. Die Standards von GRI und ISO 20121 sind sicherlich eine gute Grundlage, aber wie gesagt, in der Schweiz noch zu wenig verbreitet. Grundsätzlich kann man jedoch sagen, wer einen nachhaltigen Event organisieren möchte, braucht ein fundiertes Nachhaltigkeits-Konzept, muss die verschiedenen Anspruchsgruppen miteinbeziehen und ist bereit auch über die Leistung anhand von international anerkannten Indikatoren zu berichten.