Eventalk mit Gabriela Amgarten
Gabriela Amgarten gehörte von 1990 bis 2010 zu den prägenden Persönlichkeiten im Schweizer Fernsehen. Danach hat sie sich aus der Medien- und Unterhaltungswelt verabschiedet und engagiert sich seither als Medientrainerin, Coach, Organisationentwicklerin und Moderatorin.
Gabriela Amgarten, ab 2005 waren Sie Unterhaltungs-Chefin des Schweizer Fernsehens und zeichneten dabei für Formate wie «SF bi de Lüt», «die grossen Schweizerhits» und «Happy Day» verantwortlich. Was sind für Sie persönlich die wichtigsten Voraussetzungen für «gute Unterhaltung»?
Gute Unterhaltung weckt Emotionen. Sie erzählt eine Geschichte so, dass sie berührt und bewegt. Sie spielt und beschäftigt sich mit den alltäglichen und grossen Fragen des menschlichen Daseins.
Unterhaltung spiegelt zudem die Werte, die uns in der Gesellschaft tragen und setzt sich mit diesen oft auf spielerische Art auseinander. Zudem soll Unterhaltung auch zum Lachen anregen und uns Leichtigkeit ins Leben bringen.
In Ihrer ersten Karrierehälfte als Fernsehfrau standen Sie vor allem vor der Kamera, waren beim «Sonntagsmagazin», der Sendung «Risiko» und weiteren Sendungen im Einsatz. Was hat Sie an der Fernsehwelt gereizt?
Fernsehen ist Teamwork. Viele Spezialisten mit unterschiedlichen Funktionen arbeiten zusammen. Das hat mir gefallen. Zudem interessierten mich die drei Dimensionen Bild, Ton und Sprache. Fernsehen ist ein sinnliches Medium. Bilder erzählen oft mehr als Worte.
Hatte Ihr Einsatz «im Rampenlicht» auch Schattenseiten für Sie?
Nun ja, die Privatsphäre wird in dieser Funktion schon enger gefasst. Was das konkret im Alltag heisst, erfährt man erst wirklich, wenn man eine Person der Öffentlichkeit ist. Man wird stärker beobachtet, man erfährt übermässige Zustimmung oder Ablehnung. Doch ich konnte mich gut daran gewöhnen. Zudem waren und sind viele Vorteile damit verbunden, die ich schätze.
Heute haben Sie Ihr Tätigkeitsgebiet vor allem in den Hintergrund verlagert und begleiten nun Personen, die ihrerseits in der Öffentlichkeit stehen. Was geben Sie Menschen, die auf der Bühne stehen, für Ratschläge mit auf den Weg?
Oft berate ich Menschen im Bereich der Auftrittskompetenz. Ich vermittle Ihnen, wie man das Wesentliche auf den Punkt bringt, wie man gut dabei wirkt und welche Fettnäpfchen es zu umgehen gilt. Oft werde ich dabei auch mit Fragen konfrontiert, die Führungsthemen oder Themen im Umgang mit der eigenen Energie betreffen. In allen Bereichen gilt es letztlich auf des Pudels Kern vor zu stossen, damit eine gute Kommunikation gelingt.
Was sind die häufigsten Fehler, die Menschen passieren, wenn Sie ins Rampenlicht geraten?
Sie verlieren sich in wortreichen Erklärungen. Sie achten zu wenig auf ihre Körperhaltung. Ihre Stimmführung ist ausbaufähig. Sie beachten das Publikum nicht. Sie haben vorgängig ihre Ziele und Ihre Kernbotschaft nicht ausgearbeitet. Sie unterschätzen sich selbst. Und vieles mehr.
Zum Schluss: Erfolgreiche öffentliche Auftritte haben sowohl mit Talent als auch mit Vorbereitung zu tun. Was von beidem ist wichtiger – und warum?
Talent ist toll. Es gibt Menschen, die tatsächlich weniger investieren müssen, um authentisch, glaubwürdig und klar zu wirken. Doch in der Regel sind auch Naturtalente gut vorbereitet, wenn sie überzeugen wollen. Winston Churchill hat einmal gesagt: «Am meisten Vorbereitung haben mich die Reden gekostet, die ich spontan gehalten und improvisiert habe».
Es gibt in unserer Branche eine Regel, die wir mit Augenzwinkern unseren Kunden mitgeben: Einer von zehn kann es ohne uns, acht von zehn werden durch ein Training markant besser, und der Zehnte…nun ja, der sollte sich die Bühne nicht antun.
Herzlichen Dank für das Gespräch